22.01.2023 - 3. Sonntag nach Epiphanias

Abendmahlsgottesdient mit Peter Schickel
Bildrechte Ev.-Luth. Kirchengemeinde Berg

Gottesdienst mit Abendmahl


mit Prädikant Peter Schickel


um 10 Uhr im Katharina von Bora-Haus
 

Nachstehend die Predigt des Gottesdienstes zum Nachlesen.

 


Predigt von Prädikant Peter Schickel am 3. Sonntag nach Epihanias 2023 über Römer 1,7-17


Liebe Gemeinde,

stellen Sie sich mal vor, Paulus würde zu uns ins Katharina von Bora-Haus kommen –  ein Überraschungsbesuch. Vielleicht in zwei Wochen. Er wolle selbst eine Predigt halten über Gottes Gerechtigkeit. Bei uns, für uns. Er hätte da etwas Neues entdeckt. Etwas Herausragendes. Da wäre die Aufregung groß. Bestimmt würden da viele zu uns nach Berg kommen wollen. Viele die zweifeln. Ich hätte da auch ein paar Fragen an ihn. Sozusagen aus erster Hand. Das ließe sich bestimmt selbst der Landesbischof nicht entgehen. Vielleicht kämen dann auch einige aus aller Herren Länder angereist. Aus Ost und West.  Tout le mond. Aus der ganzen Welt. Mit ihren Übersetzern. Ganze Busladungen würden organisiert.

Ina, da reicht bestimmt der Parkplatz nicht! Bestell schon mal alle Zimmer in der Post!

Umso erstaunlicher ist es, dass Paulus selber vorbei kommen will bei uns.  Vielleicht will er sicher gehen, dass die Gute Nachricht, die er überbringen will auch richtig ankommt.

Gott hat uns gerettet.
Mit Jesus Christus, seinem Sohn hat er uns frei gemacht.

Er will es jedem von uns persönlich sagen, denn es geht jeden von uns ganz konkret an. Dafür ist ihm jeder Aufwand recht. Er schämt sich des Evangeliums nicht. Im Gegenteil! Es ist ihm ein Herzensanliegen, aus dem er seine Kraft zieht.  Das Evangelium ist eine Kraft Gottes, sagt er oft. Er will aufmerksam machen auf die Kraft Gottes, den Geist Gottes, der Menschen in Bewegung bringt.

Er will es jedem von uns selber sagen:

Der Mensch ist nicht mehr verloren. Gott selbst rettet.

Wer könnte das auch sonst tun?

Denn mit den menschlichen Verdiensten ist es ja nicht weit her. Kennen Sie jemanden, der in seinem Leben immer und überall vollkommen gut gewesen wäre? Kennen Sie jemanden, der das göttliche Gesetzt noch nie irgendwie missachtet hätte?

Am Ende wird jeder vor Gott schuldig gesprochen – gerecht nicht einer. Im Gegenteil der Mensch ist unentschuldbar vor Gott.

Verglichen mit dem göttlichen Gesetz ist der Mensch verloren.  Nur Gott kann ihn gerecht machen. Der Fromme will Gott durch seine guten Taten und Werke die Gerechtigkeit abzwingen. Aber was der vermeintlich Fromme in all seinem Eifer zustande bringt, ist immer nur seine “eigene“ Gerechtigkeit, aber nicht die Gerechtigkeit Gottes.

Paulus selbst war so ein Frommer, früher. Ein Eiferer.

Aber dann ist Paulus ein Licht aufgegangen. Er war zuvor blind und sieht es jetzt ganz deutlich. Die Gerechtigkeit Gottes ist keine Eigenschaft. Sie lässt sich nicht übertragen. Es ist eine Tat! Vielleicht die Tat Gottes schlechthin. Gott macht gerecht. ER allein. (solo deo). Gott allein macht gerecht und das allein aus Gnade (solo gratia). Die Gerechtigkeit Gottes kommt aus Glauben in Glauben.
Und es ist nie zu spät. Denn es gibt keine Abwärtsspirale für den Menschen, die Gott nicht durchbrechen kann. Aber Gott kann uns aufsteigen lassen zu ihm in höchste Höhen - zu Gott - aus Glauben in Glauben.

Denn Gott unterliegt keiner Rechtsnorm, die über ihm steht. Er muss sein Urteil nicht von irgendetwas abhängig machen, sei es auch noch so gut gemeint. Gott allein macht gerecht. Diese Rechtfertigung des Sünders ist Gottes Spruch und Tat zugleich. Sein Wort vollbringt was er sagt.
 
Es ist die Rettung vor dem Tod und der Zugang zum Leben vor Gott. Wir habens gerade im Evangelium gehört.

Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. (Mt 8,8)

Liebe Gemeinde,

eigentlich muss Paulus gar nicht zu uns nach Berg kommen. Sollte uns sein Wort nicht schon genügen? Und nicht sein Wort, sondern das Wort von dem der ihn gesandt hat. Das Wort genügt.

Vielleicht ist es ja schon da. Hier bei uns.  Vielleicht wirkt es ja schon.

Ich lese aus dem Paulus-Brief an die Römer

Röm 1,1-4:
Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes, 2 das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift, 3 von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, 4 der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten – Jesus Christus, unserm Herrn.

Röm, 1,7-17
7 An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom (oder Berg): Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
8 Zuerst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, dass man von eurem Glauben in aller Welt spricht. 9 Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geist diene durch das Evangelium von seinem Sohn, dass ich ohne Unterlass euer gedenke 10 und allezeit in meinem Gebet flehe, ob sich’s wohl einmal fügen möchte durch Gottes Willen, dass ich zu euch komme. 11 Denn mich verlangt danach, euch zu sehen, damit ich euch etwas mitteile an geistlicher Gabe, um euch zu stärken, 12 das ist, dass ich zusammen mit euch getröstet werde durch euren und meinen Glauben, den wir miteinander haben. 13 Ich will euch aber nicht verschweigen, Brüder und Schwestern, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen – wurde aber bisher gehindert –, damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter andern Heiden. 14 Griechen und Nichtgriechen, Weisen und Nichtweisen bin ich es schuldig; 15 darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen.
16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht[1] alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. 17 Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben;[2] wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«

So sei es.

Amen.