05.09.2021 - 14. Sonntag nach Trinitatis

Predigtreihe 2021 - Wie im Himmel, so auf Erden?
Bildrechte Evang.-Luth.-Kirchengemeinde Berg

Musikalischer Abendgottesdienst "Lust auf Kirche!"

im Katharina von Bora-Haus, Berg,

mit den Prädikantinnen Hildegard Bauer und Gabi Fuchs, Feldafing-Pöcking, sowie Nicolette Landgraf (Gitarre), Feldafing

Predigt über: "Der Regenbogen - das Tor zwischen Himmel und Erde" (Gen 9,12-17) im Rahmen der Starnberger-See-Predigtreihe Sommer 2021 "Wie im Himmel, so auf Erden?"

Nachstehend die Gottesdienstfeier mit Predigt im Zwiegespräch (zwischen Sem und Vater Noah) zum Nachlesen.

 
Gottesdienstfeier mit Predigt im Zwiegespräch (zwischen Sem und seinem Vater Noah)

Gruß (zur Gemeinde)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. G: Amen.
Der Herr sei mit euch. G: Und mit deinem Geist.

Begrüßung/Hinführung
Liebe Gemeinde!
Ich begrüße Sie zu unserem heutigen Gottesdienst. Er führt uns zu Noah und seiner Familie, als sie nach der Sintflut die Arche verlassen hatten. Wir hören von einem Versprechen, auf das wir bauen und vertrauen dürfen.

Eingangslied : 449, 1, 2, 4 Die güldne Sonne

Besinnung
Wie wir gerade gesungen haben, hat Gott uns eine wunderbare Erde geschenkt Er schuf sie gut und schön. Wir dürfen auf dieser Erde leben, ihre Schönheit mit unseren Augen sehen und unseren Ohren hören. Auch Hände zum Handeln haben wir, DAMIT wir die Erde nach Gottes Willen verwandeln can.

Aber die Menschen verwandeln sterben Erde nicht immer so, wie Gott es sich wünscht. Die Zerstörung der Umwelt schreitet immer weiter voran. Unmengen von schädlichen Emissionen gelangen in die Luft, immer mehr Fläche WIRD zubetoniert, Plastikmüll zerstört die Natur. Ein Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen.

Wir haben es in den letzten Wochen immer wieder erlebt, dass sich Starkregenfälle mit Hagel über unseren Landkreis ergossen, dass sich hier in Berg Straßenzüge mit Hagel durchströmt und manch Keller unter Wasser stand.

Aber was sind 5 cm Wasser in unserem Keller im Vergleich zu den Folgen der Unwetter, die den Westen unseres Landes zerstört haben. In kürzester Zeit entstanden aus kleinen Bächen gewaltige Ströme, die durch die Dörfer schossen und alles mitrissen, was im Weg stand: Autos, Bäume und sogar Häuser. Viel zu viele Menschen kamen dabei ums Leben. Und viele, die diese Umweltkatastrophe überlebt haben, stehen vor einem Chaos aus Schlamm und Schutt und haben ihre ganze Existenz verloren.
Auch der Psalm 69 beschreibt eine ähnliche Situation. Wir sprechen ihn im Wechsel:

Psalm 69
2 Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
3 Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist;
ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.
4 Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser.
Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.
14 Ich aber bete, Herr, zu dir zur Zeit der Gnade;
Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.
15 Errette mich aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke, dass ich errettet werde vor denen, die mich hassen, und aus den tiefen Wassern;
16 dass mich die Wasserflut nicht ersäufe / und die Tiefe nicht verschlinge
und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe.
17  Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich;
wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit
18 und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knecht,
denn mir ist angst; erhöre mich eilends.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit, bis in Ewigkeit.
Amen

Gebet des Tages
Ewiger Gott,
Wasserfluten haben uns heimgesucht,
Ortschaften in unserem Land zerstört
und in benachbarten Ländern,
Menschen die Lebensgrundlagen geraubt.
Immer noch erschüttert stehen wir da
und bringen vor dich unsere Klage.
Und wir bitten dich:
Sende uns deine Friedenstaube, als Hoffnungsbotin,
und zeichne deinen Regenbogen in den Himmel
als Zeichen deines Bundes mit allem Leben,
dass du die Erde nicht verfluchen willst, um der Menschen willen.
Amen

Lesung
Evangelium: Matthäus 7, 24-27 (Predigttext für den 9. So n. Tr.)
24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.
25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.
26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.
27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.

Glaubensbekenntnis

Musik

Prädikantinnen Fuchs und Bauer mit Gitarristin Landgraf
Bildrechte Evang.-Luth. Kirchengemeinde Berg

Predigt

Liebe Gemeinde,
(H)So ähnlich, wie es den Flutopfern ergeht, muss sich vor langer Zeit auch die Familie von Noah gefühlt haben, als sie endlich nach 150 Tagen Sintflut die Arche, zusammen mit den geretteten Tieren verlassen konnten.
Hören wie, was die damals empfunden haben.

Sem: Mein Name ist Sem, ich bin der Erstgeborene von Noah.
Eigentlich sollte ich mich glücklich schätzen und dankbar sein, dass wir, meine ganze Familie, diese endlose Sintflut überstanden haben.
Aber ehrlich, ich fühle mich eher elend, verlassen und frustriert.
Wo sind alle meine Freunde? Wo ist der Nachbar, bei dem ich mir mal schnell ein Huhn gegen einen Scheffel Getreide tauschen konnte? Wo sind die dringend notwendigen Handwerker, die mir meine Geräte reparieren?
Alle sind ertrunken. Jede Nacht gellen mir die schrecklichen Schreie der hilflosen Menschen noch in den Ohren. Jede Wolke am Himmel erinnert mich an den endlosen Regen und ich fürchte mich davor, dass wir so eine Sintflut noch einmal erleben müssen. Ich habe Angst einzuschlafen, denn im Schlaf kommt die Erinnerung zurück.

Gott ich klage dich an, schau dich um, wie öd und leer diese Welt ist. Alles ist voll Dreck und Schlamm. Wo soll hier noch etwas wachsen? Wir finden nichts zu essen, alles was wir gepflanzt und gepflegt hatten, ist verloren. Unser Vieh, das wir nicht mit in die Arche nehmen konnten, ist ertrunken. Wie sollen wir unsere Kinder ernähren? Bis hier wieder etwas wächst oder gar bis zur nächsten Ernte vergeht noch eine lange Zeit. Außer ein paar Bäumen und Büschen auf den Berggipfeln ist alles weggespült.

Ich habe große Angst, wie das alles weiter gehen soll. Meine Angst schnürt mir die Kehle zu. Ich fühle mich schwach und kraftlos. Woher soll ich noch Energie nehmen, um weiterzuleben? Haben wir nur überlebt, um jetzt zu verhungern und doch noch zu sterben?
Gott, was hast du dir dabei gedacht, dass du uns durch die Sintflut gerettet hast und uns jetzt in diese verwüstete Welt schickst? Warum bestrafst du uns so sehr? Sind wir nur unbedeutende kleine Spielfiguren in deiner Schöpfung?

Noah: Mein Sohn, ich habe gerade gehört, wie du Gott angeklagt hast. Ich kann dich sehr gut verstehen: die Angst, deine Wut, deine Verzweiflung.
Aber sollten wir nicht erst einmal Gott dankbar sein, dass er uns errettet hat. Vor der großen Flutkatastrophe lebten wir in unserem Volk und hatten Freunde und gute Nachbarn. Aber in unserem Volk herrschte nicht nur Frieden. Hass und Streit, Ärger und Neid unter den Menschen waren an der Tagesordnung und in den schlimmsten Fällen führte das sogar zu Todschlag. Ging es uns da wirklich gut? Lebten wir nicht auch mit der Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte.

Gott hat dieses Leben auf jeden Fall nicht gefallen. Er hatte die Menschen ja bereits aus dem Paradies vertrieben. Aber er erkannte, dass sich die Bosheit zwischen den Menschen immer weiter ausbreitete. Gott bereute, die Menschen geschaffen zu haben und entschloss daher, alle Menschen und Tiere zu vernichten.
Nur unsere Familie bewahrte vor der großen Zerstörung allen Lebens. In der großen Arche, die wir auf Gottes Weisung hin gebaut haben, konnten wir dem Untergang entkommen.

Gott hat uns die ganze Zeit versorgt und behütet, er hat uns nicht im Regen stehen lassen Erinnere dich wie glücklich und dankbar wir waren, als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Wir haben Gott unsere Dankbarkeit durch ein großes Dankopfer gezeigt. Gott hat uns daraufhin gesegnet und ein Versprechen gegeben. Er sagt nämlich:

Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren des Feldes bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden. Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.

Sem: Vater, du glaubst also, Gott bereut es, dass er die Menschen ausgerottet hat? Gott hast du wirklich deine Gesinnung geändert und versprichst nun, dass du uns Menschen nie wieder so bestrafen wirst? So einfach kann ich nicht daran glauben, dass dein Zorn nicht mehr über uns Menschen entbrennt.

Woher soll ich die Gewissheit nehmen, dass nicht der nächste Starkregen, die nächste Hitzeperiode oder eine andere Katastrophe wieder die ganze Menschheit dahinrafft? Schau dich um, wir müssen auch noch mit den Folgen, dem Schlamm und Dreck leben.
Noah: Schau mal da drüben, da leuchtet ein Regenbogen am dunklen Regenhimmel. Weiß du noch, was Gott nach dem Versprechen gesagt hat:

(Und Gott sprach: )Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist.

(Und Gott sagte zu Noah:) Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.
Sem: Dieser Bund zwischen Gott und uns Menschen, was genau ist das? Es hört sich an, als ob Gott uns Menschen ein Versprechen gibt. Aber was verlangt er von uns Menschen dafür? Wir Menschen haben uns doch nicht verändert. In uns streiten sich Böses und Gutes, Gier und Großzügigkeit, Haß und Liebe. Müssen wir ihm für den einseitigen Bund nichts zurückgeben?

Noah: Ich glaube, der Regenbogen erinnert Gott und uns Menschen an den Bund. Die Flut und die Zerstörung der Erde haben auch Gott verwandelt. Er hat erkannt, mit dem Bösen zu leben und es zu akzeptieren. Ihm ist bewusst geworden, dass die Schöpfung gut und böse ist und dass das Böse nicht zerstört werden kann. Gott liebt seine Erde und setzt deshalb immer wieder ein Erinnerungszeichen an den Himmel. Wenn wir den Regenbogen sehen, dann werden auch wir an Gottes Versprechen erinnert.
Sem: Es beruhigt mich, durch den Bogen an Gottes Versprechen daran erinnert zu werden, dass er uns nicht mehr auslöschen will. Und dennoch wächst meine Angst, sobald sich mit dem Regenbogen eine große Gewitterwolke zeigt. So einfach kann ich diese Flutkatastrophe nicht vergessen.

Noah: Gott will uns mit den Gewitterwolken nicht seine Macht zeigen. Macht, die oft auch durch einen Kampfbogen symbolisiert wird. Gott hat den Bogen umgedreht, sodass die Pfeile nicht mehr in Richtung der Menschen zielen. Aus dem Kampfbogen ist ein Friedensbogen geworden, der uns immer wieder erinnern soll, dass Gottes Macht zwar nicht gebrochen ist, sie aber nicht mehr zur Zerstörung der Erde führt.

Sem: Ja, Gott, der Regenbogen ist wirklich ein sehr schönes Zeichen, das du da an den Himmel zeichnest.
Das Leuchten und die Farben beruhigen meine aufgeregte Seele. Ich spüre, wie meine Angst mich Stück für Stück verlässt. Ich weiß nun, dass du solch eine Sintflut nicht mehr schicken willst.
Ich fühle, wie meine Kraft zurückkehrt und mich stärkt. Ich fasse wieder Mut und weiß, dass wir hier ganz neu anfangen dürfen ohne Angst, denn du willst uns nahe sein und bei uns sein.

Danke, dass du uns entgegenkommst, dich zu uns beugst. Jetzt fühle ich mich nicht mehr so einsam. Ich weiß nun, dass du, Gott, zu uns stehst und uns beistehen möchtest. So kann ich wieder Hoffnung schöpfen, dass wir nicht elend verhungern müssen.
Immer wenn ich den Bogen sehe, dann spüre ich eine Verbindung mit dir, Gott. Dann fühle ich, dass er eine Brücke zwischen dir Gott und uns Menschen und deiner ganzen Schöpfung ist.
Und das alles, ohne dass du etwas im Gegenzug von uns forderst. Dafür danke ich dir, Gott.

Amen.

Musik

Gott hat Noah mit dem Bund versprochen, dass hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.
Im großen Unterschied zu Noahs Situation sind die Menschen heute nicht allein:
Nachbarn nehmen sich in den Arm und trösten sich gegenseitig, wildfremde Menschen helfen beim Aufräumen und Saubermachen. Hilfsorganisationen suchen nach Vermissten, retten Leute aus bedrohlichen Situationen, kümmern sich selbst um geliebte Haustiere. Andere bieten Unterkünfte, Essen und Kleidung an. Staatliche und private Gelder helfen beim Wiederaufbau. Eine große Welle der Solidarität folgt den Wasserfluten.

Die Geschädigten erfahren hier die Nächstenliebe am eigenen Körper. Auch wenn sie alles verloren haben, dürfen sie spüren, dass sie nicht verloren sind. Die Unterstützung durch die Gemeinschaft gibt Kraft und Hoffnung, dass es irgendwie weitergehen wird.
Durch die helfenden Hände der Mitmenschen leuchtet Gottes Fürsorge auf. Denn Gott hat nicht nur Noah und seiner Familie sein Versprechen gegeben, der Bund gilt uns allen, allen Menschen dieser Erde. Diesen Bund und sein Versprechen, die Erde nicht mehr zu zerstören, hat er uns gegenüber, durch das Leiden seines Sohnes, sogar noch bekräftigt.

Deshalb dürfen auch wir uns immer wieder durch den Regenbogen an Gottes Versprechen erinnern lassen Durch ihn können wir ein Stück des Himmels sehen, wie durch ein offenes Tor zwischen Himmel und Erde.

Amen


Lied 395, 1 -3 Vertraut den neuen Wegen


Fürbittengebet
Du Gott des Friedens,
heilige uns und alle, für die wir bitten.
Du Gott des Friedens,
bewahre diese Welt.
Erbarme dich.
Du Gott des Friedens,
du bist treu, wenn wir ratlos sind.
Du hilfst, wo wir nach neuen Wegen suchen.
Sei bei allen die Schweres zu bewältigen haben.
Wir bitten dich für die Flutopfer und all ihre Helfer, dass sie nicht müde werden auf ihrem Weg.
Erbarme dich.
Du Gott des Friedens,
wir hören von den Zurückgelassenen in Afghanistan.
Wir sehen die Bilder ihrer Verzweiflung.
Wir wissen um die Angst der Frauen und Mädchen.
Wir beklagen die betrogenen Hoffnungen.
Du Gott des Friedens, du bist treu,
wenn wir versagen.
Du hilfst, wo wir schuldig werden.
Erbarme dich.
Du Gott des Friedens,
wir sorgen uns um unsere Kinder.
Wir wissen um unsere Verantwortung.
Du Gott des Friedens,
du bist unseren Kindern treu.
Du bist Trost für unsere Kranken.
Erbarme dich.
Du Gott des Friedens,
du zeichnest deinen Regenbogen in den Himmel
als Zeichen deines Bundes mit allem Leben,
dass du die Erde nicht verfluchen willst, um der Menschen willen,
Hilf uns durch deinen Geist,
dass wir das Vertrauen auf deinen Bund nicht verlieren.

Vater unser

Musik

Segen

Musik