26.05.2023 - Seelsorge-Kolumne in der tz


Der tägliche tz-Ratgeber
heute: Glaubensfragen


Pfingsten - worum geht´s eigentlich?

 

An Pfingsten feiert die Christenheit das Fest des Heiligen Geistes. Zwei Feiertage und auch noch zwei Wochen Pfingstferien? Weswegen eigentlich? Pfarrer Habdank geht dem Sinn des Pfingstfestes nach und der Frage, was heute der Heilige Geist bedeutet. Wie kann er heute Wirklichkeit werden?

Pfarrer Johannes Habdank über die Bedeutung von Pfingsten.

 


Nach Karfreitag und Ostern taucht der am Kreuz Gestorbene auf einmal wieder auf, in Auferstehungserlebnissen und Visionen. Heißt: Die Sache Jesu ist nicht gestorben! Seine Geschichte, seine Ideen leben wieder neu auf, gehen weiter in denen, die seine Sache bleibend vertreten, damals wie heute. Dann seine Himmelfahrt, "Himmel" bedeutet biblisch "Gott". Also Rückkehr ganz zu Gott, seinem Vater, von dem er herkommt. Wie bleibt er dann doch noch bei denen, die ihm in dieser Welt, Zeit seines Erdenlebens, geglaubt haben, ihm nachgefolgt sind, und an ihn neu weiter glauben? Pfingsten ist das Fest der Geiststiftung, weil sein Geist weiter lebendig bleiben soll und wird. Also nicht irgendein Geist, oder irgendein Zeitgeist, sondern sein Geist.

Der Geist des Heilenden, des Vergebenden, der Liebe zu den Menschen, Geist des Widerspruchs gegen alles Menschenverachtende, des menschlich zwanghaft Gesetzlichen und so wahnsinnig religiös und politisch-rechtlichen Bürokratischen. Der Geist der Großzügigkeit gegen alles Geizige und Kleinkrämerische, der Geist gegen alle Rechthaber und Unruhestifter im Kleinen und im Großen, der Geist für alles Diskriminierte integrierenden. Der Geist der Gottes- und Nächstenliebe, der Allversöhnung. Ein Traum? Die Pfingstgeschichte erzählt von der Vision, dass das Ganze völkerverbindend sein soll. Leute aus verschiedenen Völkern und Sprachen haben einander auf einmal verstanden! Ein Fest der christlichen Kommunikation und Versöhnung. Und so ist Pfingsten ein Fest, das auf allgemeine Vermittlung zielt, nicht nur damals, sondern auch heute. Haben wir bitter nötig.

Über alle Volks- und Sprachgrenzen hinaus. Wie man das heute machen kann? Der Kirchenvater Augustinus fand passende Worte, auch heute, nach 1600 Jahren, noch brauchbar: "Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellern hüten, Geizige erweichen. Ungebildete lehren, Träge wachrütteln, Händelsucher zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen und - ach - alle lieben." Für die menschliche Verwirklichung des Heiligen Geistes auch heute noch Maßstab. Wichtigstes Wort des Augustinus ist dabei übrigens das kleine "ach" - am Ende, weil’s nämlich wirklich schwerfällt, alle zu lieben. Heiliger Geist hin oder her?

DER TÄGLICHE tz-RATGEBER heute: Glaubensfragen (Merkur/tz 26.05.2023)