09.12.2022 - Seelsorge-Kolumne in der tz

 
Der tägliche tz-Ratgeber
heute: Glaubensfragen


Was ist dran am Engelsglauben?

 

Der Engelsglaube feiert seit Längerem fröhliche Urständ. Er ist auch bei vielen kirchlich Distanzierten „in“! Ein Lieblingsspruch bei Taufen stammt aus Psalm 91: Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

 

Pfarrer Johannes Habdank fragt: Was hat es mit dem Engelsglauben auf sich?

 

 

In der Advents- und Weihnachtszeit wimmelt es mal wieder vor lauter Engeln, meistens als liebe kleine Putten dargestellt, in Kaufhäusern, auf Weihnachtsmärkten, in Form von Plätzchen oder als Schokolade. Zum leckeren Reinbeißen, als Deko-Elemente in Kirchen und Häusern. Hauptsache: Engel! Möglichst viele?

Im alten Orient und in der Bibel hatten Engel vor allem einen zweifachen Sinn: Sie sollten dem Menschen eine Botschaft von Gott bringen. Und sie sollten als Schutzengel die Menschen begleiten und vor Gefahren bewahren. Dazu muss man sie sich als so eine Art Zwischenwesen vorstellen, die zwischen Gott und Mensch vermitteln. Viele halten die Engel daher für mythische Wesen. Und an die kann man nun glauben oder auch nicht. Auch als moderner, aufgeklärter Mensch?

Entmythologisierend kann man sagen: Gottes Engel brauchen keine Flügel, wie ein namhafter Theologe mal gesagt hat. Sie sind nämlich die Gestalten, die uns unsichtbar, ohne genauere Vorstellung, umgeben, genauso wie die, die uns sichtbar begleiten, helfen, schützen. Jeder Mensch kann für einen anderen zum Engel werden. Jeder, der dauerhaft oder in bestimmten Situationen, vor allem auch in ganz unvorhergesehenen Lebenslagen, schützt, rettet, bewahrt vor dem, was an Schädlichem oder Schlimmem hätte passieren können.

Dass wir Menschen höheren Begleitschutz brauchen, als wir ihn uns selbst geben können, bringt der alte Psalmvers vom Engelsschutz sehr schön zum Ausdruck. Nicht wir sind die, die ihre Existenz sichern. Nein – so viel wir uns auch mühen und alles uns Mögliche dazu tun können, damit vieles klappt und gut geht, so sehr steht das Gelingen unseres Lebens letztlich nicht in unserer Hand, sondern liegt in der eines Höheren, nämlich Gottes, bildlich gesprochen.

Drei Erzengel sind in der Bibel genannt: Raphael, Michael und der prominenteste: Gabriel („Gott ist meine Stärke“). Er ist der Verkündigungsengel, verewigt auf unzähligen Bildern, in Krippen und Oratorien. Seine größte Rolle spielt er in der Weihnachtsgeschichte. Zuerst verkündet er Zacharias die Geburt des Johannes; ein halbes Jahr später erfährt Maria durch ihn, dass sie Jesus gebären wird. Ja, auch heute gehören manchmal noch Engel dazu, dass neues Leben zustande und zur Welt kommt.

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit auf allen Ihren Wegen wünscht Ihnen Johannes Habdank (Pfarrer)

 

DER TÄGLICHE  tz-RATGEBER heute: Glaubensfragen  (Münchner Merkur/tz 09.12.2022)