07.07.2023 - Seelsorge-Kolumne in der tz

Der tägliche tz-Ratgeber
heute: Glaubensfragen


Seid wie die Vögel unter dem Himmel

 

Immer öfter fordern Vogelschützer Engagement für den Erhalt arg bedrohter Arten. Ohne moralischen Zeigefinger, sympathisch um Verständnis für die Sache werbend, etwa mit der Bitte um freiwilliges Mitmachen bei „Vogelzählungen“. Pfarrer Habdank geht der biblischen Bedeutung der Vögel unter dem Himmel nach.

 Gedanken von Pfarrer Johannes Habdank.

 

„Was ist die häufigste Vogelart in Deutschland und auf der ganzen Welt?“ Antwort: „Die Vollmeise!“ Durchaus auch besorgniserregend. Für Jesus sind die Vögel in der Bergpredigt aber ein Vorbild dafür, dass wir uns nicht dauernd Sorgen machen sollen um unser Leben. „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; ist nicht das Leben mehr als die Nahrung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Darum sollt ihr nicht sorgen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“ (Matthäus 6, in Auswahl).

Vögel sind für Jesus Symbole für wahre Gotteskindschaft. Sie stehen für ein unmittelbares Welt-, Menschen- und Gottvertrauen, „Urvertrauen“. Auch für Luther und viele moderne Theologen ist die Kindheit, das noch nicht kritisch gewordene, auf elementares Vertrauen angewiesene Wahrnehmen des Lebens ein Bild für den Glauben. Wie Jesus sagt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“, oder: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.“ Dieses unmittelbare Vertrauen wird zum Deutungsmuster für das ideale Gottesverhältnis, das über diese Welt, ihre Menschen und dieses Leben hinausweist und sich daraus speist. Wie die Vögel unter dem Himmel: sie sammeln nicht bewusst, sondern finden ihre Nahrung einfach vor. Der Sinn ist: Unser Leben ist im Grunde reines Empfangen, über jede noch so angestrengte Eigenleistung hinaus.

Das wunderschöne Bild Jesu von den Vögeln unter dem Himmel meint, dass wir uns letztlich nicht von belanglosen, äußerlichen Dingen abhängig machen sollen. Damit macht man sich das Leben nur schwer. Also auch: nicht dauernd im „Befürchtungsmodus“ leben und daran denken, was alles morgen und die nächsten Jahre passieren könnte, sondern: Leben im Hier und Jetzt! Wir gewinnen dadurch an innerer Freiheit und Lebensqualität! Durchaus im Wissen darum, dass nicht immer alles positiv ausgehen wird, aber in Dankbarkeit, mit mehr Gelassenheit und Gottvertrauen: wie die Vögel unter dem Himmel, die ihre Freiheit zum Lobe Gottes im Fluge zelebrieren!

DER TÄGLICHE tz-RATGEBER heute: Glaubensfragen (Merkur/tz 07.07.2023)