19.02.2023 - Estomihi (Faschingssonntag)

"Beswingter" Gottesdienst


mit Prädikant Peter Schickel


um 10 Uhr im Katharina von Bora-Haus
 

Nachstehend Begrüßung und Predigt des Gottesdienstes zum Nachlesen.

 


Begrüßung und Predigt von Prädikant Peter Schickel über 1.Korinther 13,1-13 am Sonntag Estomihi 2023 (Faschingssonntag)

 

Begrüßung:

Liebe Gemeinde,

wir befinden uns ungefähr 50 Tage vor Ostern, kurz vor dem Aschermittwoch, dem Beginn der Passionszeit und gleichzeitig mitten im Fasching. Vielleicht haben Sie es schon am Eingangslied gemerkt: Irgendwie fühlt sich alles so dazwischen an, draußen auch. Das Wetter zwischen Winter und Frühling. So „bittersweet.“ So auch in diesem Gottesdienst, heute. Im Evangelium geht es um die Leidensankündigung Christi und in der Predigt um die Liebe.  Vielleicht helfen Sie mir dabei ein bißchen. In der Liebe kennen Sie sich doch aus, oder?

Der Name des Sonntags kommt vom Psalm Estomihi. Estomihi – Sei mir … - esto mihi in lapidem fortissimum et in domum munitam  (Ps 31, 3b;
Sei mir ein starker Fels und eine Burg)

Vielleicht sagt das schon alles heute. Sei mir, sei mir – auch im Dazwischen.

Wir singen zunächst mal ein Lied. Auch beschwingt.

Eingangslied: EG 449,1-4 "Die güldne Sonne voll Freud und Wonne"

 

Predigt:

Liebe Gemeinde,

ich lese gleich unser Predigtwort. Heute ist es eine Hymne auf die Liebe. Ach was sage ich, DIE Hymne überhaupt, von Paulus. Was gibt es Schöneres, als die Liebe. Aber ist alles in der Liebe immer „eitel Sonnenschein“? Was ist die wahre Liebe? Vielleicht helfen wir uns heute gegenseitig ein Bisschen zusammen bei der Predigt. Eine Art gemeinsame Mitmach-Meditation. Gerne sagen Sie mir Ihre Gedanken dazwischen und wir überlegen zusammen ein Bisschen, was es auf sich hat mit der Liebe. Einfach was Ihnen spontan einfällt. Denn das Predigtwort kennen Sie bestimmt alle. Und in der Liebe kennen Sie sich alle aus, hoffe ich doch! Vielleicht noch mehr als der Paulus selbst. Er war ja bekennender Single. Vielleicht finden wir dann alle zusammen heraus, was die Liebe sei. Hier schon wieder: Sei mir!  Dazu passt auch unser Lied Ubi Caritas. Wir singen es dazwischen.  Sei mir – auch dazwischen.

 

1.Korinther 13,1-13:
1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen[1], und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.

     EG 651, Ubi caritas et amor

Und wenn ich die ganze Welt gewönne und hätte die Liebe nicht…dann hätte ich auch sonst nichts. So wäre ich nichts.
Wenn ich die ganze Welt gewönne und hätte die Liebe nicht… dann hätte ich auch sonst nichts. Auch kein Leben. Aber ich habe die Liebe ja! Gottseidank! Ich bin. Sei mir Du, lieber Gott.

Paulus will keine Selbstüberhebung in der Gemeinde. Keine spiritistischen Supermänner und Power-Frauen. Paulus zählt Neun Aktivitäten auf, in denen sich das Wirken des Geistes zeigt:

1.    Weisheit
2.    Erkenntnis
3.    Glaube
4.    Heilkraft
5.    Wunder tun
6.    Prophetische Rede
7.    Die Unterscheidung der Geister
8.    Zungenrede
9.    Die Auslegung der Zungenrede

Die Geistesgaben nützen nichts, wenn sie nicht im Sinne der Gemeinschaft und zur Stärkung der Liebe eingesetzt werden.
Liebe, die sich Gott und den Menschen zuwendet, ist der bessere Weg.

4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

     EG 651, Ubi caritas et amor

… sie erträgt alles…

Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn. Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Weges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich den Herrn: "Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?" Da antwortete er: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."

8 Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

     EG 651, jeweils 3x, Ubi caritas et amor

Der Augenblick nennt seinen Namen nicht.

Der geistige Augenblick ist schöpferisch nicht zerstörerisch.

Der Geist schenkt Glaube und Liebe. Ohne Geist kein Leben.

Alle Gaben des Geistes sind in diesem Augenblick vereint. In der Liebe sind die ethischen Forderungen in diesem Augenblick geeint.

Alle Gaben der Erkenntnis sind in diesem Augenblick.

Alles rationale Denken - einmal das Moralische, dann das Wissende – ist mit der Erfahrung des geistigen Augenblicks geeint.

Die göttliche Beziehung ist nicht unwissend und nicht amoralisch.

     Vgl: Mt 22,36-40

36 Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? 37 Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt[2]« 38 Dies ist das höchste und erste Gebot. 39 Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« 40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.


Alle Gaben, die den Korinthern so wichtig sind werden aufhören. Die Liebe aber bleibt, weil sie Gottes Wesen ist. Gott ist die Liebe.

Glaube, Liebe, Hoffnung sind unsere Christliche Existenz. Daraus leben wir. Sie haben Bestand und sind gültig, auch wenn Glaube und Hoffnung ins Schauen münden werden.

In der Liebe aber, schenkt sich Gott schon jetzt mit seinem Geist, darum ist die Liebe die Größte.

Der Augenblick nennt seinen Namen nicht.

„Ich bin der, der ich sein werde.“, sagt er.

Liebe schon jetzt. Alles andere wird aufhören.  

Sei mir.

Amen.