24.12.2022 - Christvesper in St. Johannes

 

 

Christvesper


mit Prädikant Peter Schickel

um 18 Uhr in St. Johannes, Berg

Nachstehend die Predigt zum Nachlesen.

 

Predigt von Prädikant Peter Schickel an Heiligabend 2022 in St. Johannes, Berg:   "Lukas 2,1-20"

 

Es begab sich… Welch berühmte Worte! So beginnt die schönste Geschichte der Welt, liebe Gemeinde. Bestimmt auch die Bekannteste. Da brauch ich Ihnen eigentlich gar nichts mehr zu erzählen, hier und heute am Heiligen Abend. Man kann buchstäblich über jedes Wort eine eigene Predigt halten (Es soll ja sogar Predigten über die Windeln des Jesu-Kindleins geben – das überlass ich aber lieber Anderen). Vielleicht sollte ich eher einfach ehrfurchtsvoll schweigen und Sie die Freude dieser Heiligen Nacht genießen lassen. Vielleicht klingen die Worte noch bei Ihnen nach, die wir schon gehört haben. Vielleicht bewegen Sie sie schon in Ihrem Herzen, wie die Maria.

Das Wort alleine genügt nämlich schon. Mehr braucht’s gar nicht. Das Wort hat ja schon Alles vor unsere inneren Augen gemalt. Maria und Josef und der Engel und die Hirten. Und das in Windeln gewickelte Jesus Kind im Stall von Bethlehem vor zweitausend Jahren – ein Anfang des Lebens wie bei jedem Menschenkind … und doch nicht! Zuvor die Weissagungen, die noch von den Altvorderen zu uns sprechen.

Ach ja, den Ruf der Engel hab ich noch im Ohr.

Siehe, ich verkündige euch große Freude,

singt der Engel. Große Freude!

Wahre Freude kann man nicht verordnen. Man kann sie nicht erzwingen. Sie geschieht oder geschieht nicht.

Es begab sich…

Die Armen und ausgegrenzten jubelten zuerst damals. Sie hatten plötzlich keinen Zweifel mehr: „Nein wir sind nicht von Gott verlassen in unserem Elend“. Gott ist zu uns auf die Welt gekommen.
Er ist bei uns. Er ist mit uns. Er ist für uns. Er ist unser guter Hirte.

Und siehe da! Der König kommt nicht mit einem Mantel durch Blut geschleift, sondern der wahre König der ganzen Welt kommt mit dem Lächeln eines Kindes. Das Göttliche liegt in der Krippe. Ärmlich auf Heu und auf Stroh. Einzigartig verletzlich und trotzdem allumfassend gewaltig. Was für eine Botschaft!

Und das Göttliche kommt zu uns Menschen. Was für ein Licht der
Hoffnung für die Menschheit.

Gott wird zu uns kommen. Gott ist zu uns gekommen. Gott kommt
zu uns.
Wie hoch musst Du uns Menschen schätzen, dass Du zu uns kommst? Sie und mich und uns alle. Was ist der Mensch, dass Du auf die Welt gekommen bist? (Ps 8,5)

Das erinnert mich an das alte Weihnachtslied von Paul Gerhardt, das über unseren Verstand hinaus geht, weil es mit dem göttlichen Blick auf die Zeit spielt. Ich steh an deiner Krippen hier. Der Mensch
muss sich zur Zeit immer irgendwie verhalten. Gott muss das nicht. Er steht über der Zeit. Er kann souverän entscheiden, ob er kommt oder nicht.

Ich steh an deiner Krippen hier werden wir gleich singen: „Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden.“

Und es begab sich… da warst Du mir geboren.

Es geschieht durch große Freude.
Die große Freude Gottes geschieht ganz von allein im Geheimen im Menschen selbst. Ohne alles Zutun. Sie wird uns geschenkt. Wir müssen nichts dafür tun. Sie ist einfach da. Wie aus heiterem
Himmel. Sie kommt mit dem heiligen Geist. Es ist die Freude über das gütige Eingreifen Gottes in unsere Welt. Über das Mit-Sein in unserer Welt. Es ist diese Freude, die uns Hoffnung schenkt.
Hoffnung für die Welt. Die Hoffnung auf Rettung, Gerechtigkeit und Friede, trotz allem was dagegen steht. Damals und heute. Dort wo Gott ist, ist große Freude. Denn dort wo Gott ist wird alles fein
lustig bleiben
, wie Luther übersetzt – selbst, oder gerade im Angesicht der Katastrophe.

Und diese Hoffnung für die Welt wird seit zweitausend Jahren weitergegeben von Mensch zu Mensch.
Eine hieß Maria damals, sie glaubte.
Eine hieß Magdalena, sie wandte sich um und ...
Einer hieß Petrus, er baute auf,
einer Paulus, er reiste durch die ganze Welt,
einer hieß Lukas er schrieb, damit wir heute davon lesen können.

Einer hieß … wie heißen Sie? Ja, Sie?
Heute kenne ich ja nicht alle in der Kirche… Aber alle sind Sie gemeint.
Alle. Sie alle sind heute hier in der Kirche, weil damals die Hoffnung geboren wurde.

Hoffnung für die Welt.
Für uns alle.
Ganz ohne unser Zutun.
Große Freude für alle!
Die Hoffnung ist geboren!
Halleluja!
In Ewigkeit.

Nicht nur vor zweitausend Jahren, sondern jeden Tag bis ans Ende der Welt.

Und es begab sich… da warst Du mir geboren, hoffentlich.

Amen.